Datenbank Trachtengrafiken
Was ist Tracht?
Das Wort „Tracht“ ist ein Kunstprodukt der Romantik und meint die Kleidung der Landbevölkerung. Zwar fand bis zum 20. Jahrhundert der Wechsel der Kleiderstile auf dem Lande nicht so schnell statt wie in der Stadt, dennoch orientierte sich auch die ländliche Bevölkerung an der zeitgemäßen städtisch-bürgerlichen Mode. Daher veränderte sich auch die Tracht kontinuierlich.
Im Mittelalter diktierten die Kleidungsordnungen der verschiedenen Stände die Mode. Erst nachdem diese mit der französischen Revolution endgültig aufgehoben wurden, konnten sich Trachten als Unterscheidung von Stadt- und Landbevölkerung entwickeln.
Im Zuge der Aufklärung wurden Geographen auf dieses Phänomen aufmerksam: In den verschiedenen Topographien wurde deswegen auch auf das Kleidungsverhalten der beschriebenen Landesteile eingegangen. Die erste Trachtenbeschreibung für Unterfranken stammt von Johann Kaspar Bundschuh aus den Jahren 1796/97. Davon inspiriert erstellte die Schweinfurter Malerin Margarethe Geiger die ersten Trachtengrafiken für Unterfranken.
Trachtengrafik
Die von Künstlern des 19. Jahrhunderts als eigenes Genre entdeckte Trachtengrafik war für ein gebildetes, modisch-folkloristisch interessiertes, städtisches Publikum gedacht. In Folge sozialer und staatlicher Neuordnung nach der Napoleonischen Ära wurde damit dem Bedürfnis der bürgerlichen Gesellschaft des Industriezeitalters nach der vermeintlich heilen Welt des Landlebens entsprochen.
Besonders das bayerische Königshaus förderte im 19. Jahrhundert die Entwicklung, Erhaltung und Pflege von Trachten als identitätsstiftendes Element für die Bevölkerung. Die trachtenpolitischen Initiativen zielten darauf ab, das Nationalgefühl der Bürger des neu gebildeten bayerischen Staates zu heben. Die Trachtengrafik ermöglichte es, die Neubürger aus den von der Metropole München weit entfernten, eingegliederten Gebieten auf Bildern betrachten zu können.
Von Margarethe Geigers Aquarellen aus den Jahren 1801/03 wurden 1808 in Wien zwölf Farblithografien erstellt und als Sammelmappe im Bürgertum verkauft. Ihre Bilder wurden oft als Vorlagen verwendet, u. a. 1828 von Felix von Lipowsky. Auch der Würzburger Maler Peter Geist (1816–1867) übernahm einige dieser Figuren.
1856 erschien die so genannte Adelmann’sche Mappe mit achtzehn Geist‘schen Lithografien. Als Vorlage dienten ihm seine 29 Aquarelle aus dem Jahr 1852. Dabei verwendete er Motive von Margarethe Geiger aus der Schweinfurter und Würzburger Gegend und von Valentin Hummel (1813–1882) aus der Region Rhön-Grabfeld sowie eigene Figuren, insbesondere aus dem Ochsenfurter Gau.
Die Grafiken von Geiger, Geist und Hummel prägten bis ins 20. Jahrhundert wesentlich das Bild und die Entwicklung von unterfränkischen Trachten. Vor wenigen Jahren wurde außerdem das 1817 datierte Büchlein Von den Rhönbewohnern des Oberelsbacher Pfarrers Peter Back (1784–1850) mit neunzehn kolorierten Federzeichnungen von Rhöner Trachten einem breiteren Publikum bekannt.
Darstellungen von Trachten stehen nicht nur im Zentrum von Abbildungen, sondern finden sich auch als Staffagefiguren auf verschiedenen (Landschafts-) Gemälden. Die Maler des 19. Jahrhunderts verwendeten diese gerne als stereotype Dekoration und damit ohne jeglichen Realitätsbezug.
Die Datenbank
In der Datenbank zur Trachtengrafik sind grafische Arbeiten unterschiedlicher Techniken sowie Gemälde mit unterfränkischen Trachtenmotiven erfasst. Neben Originalen aus verschiedenen Museen und Sammlungen werden auch Adaptionen gezeigt.
Außerdem stellen wir auch Trachtendarstellungen auf anderen Bildträgern vor, z.B. auf Geschirr, Briefmarken oder Bierdeckeln.
Bewusst wurde, auch aus datenschutzrechtlichen Gründen, auf die Aufnahme von Fotografien in die Datenbank verzichtet.
Die einzelnen Datensätze sind in einen Bild- und einen Textteil gegliedert. Neben einer Gesamtabbildung des jeweiligen Werks zeigen vergrößerte Ausschnitte Details. Im Textteil finden Sie neben einer volkskundlichen Beschreibung der dargestellten Tracht auch eine kunstgeschichtliche Analyse sowie einen Hinweis auf den Originalstandort und Verweise auf Veröffentlichungen in der Literatur.
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die hier aufgeführten Trachtengrafiken von Künstlern, die vom Zeitgeist ihrer jeweiligen Epoche geprägt waren, nach den Wünschen eines bestimmten Auftragspublikum gestaltet wurden und deswegen keinesfalls als exakte Dokumentation des tatsächlichen Kleidungsverhaltens im 19. Jahrhundert gelten können.
Falls Sie sich weiter über Trachten in Unterfranken informieren möchten, finden Sie hier unsere Literaturliste.
Wie kann ich suchen?
Neben einem unterfrankenweiten Überblick können Sie in unserer Datenbank gezielt suchen.
Die Datenbank enthält drei Suchkategorien:
- nach Ortschaften oder Regionen (geografisch)
- nach Künstlern und
- nach Objekten, worunter die verschiedenen Arten von Tracht zu verstehen sind, sortiert nach Geschlecht, Lebensalter und Anlass.
Die Datensätze erscheinen als Vorschau mit Hauptbild, Ort und Objekt. Mittels eines Mausklicks kann der Datensatz geöffnet werden.
Kontakt
Bei Anregungen, Fragen und Wünschen zur Datenbank wenden Sie sich bitte an a.heuler@bezirk-unterfranken.de
Möchten Sie eine fachliche Beratung zu allen Fragen zu unterfränkischen Trachten, wenden Sie sich an die Trachtenberatungsstelle des Bezirks Unterfranken c.landgraf@bezirk-unterfranken.de
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